Bei der Arbeit in Kindertagesstätten bildet die Konzeptarbeit die Grundlage. Kitas arbeiten nach verschiedenen pädagogischen Konzepten. Das Kitakonzept umfasst neben verankerten Richtlinien ebenfalls erziehungsrelevante Leitgedanken.
Doch was versteht man unter einem „Kitakonzept“? Vereinfacht gesagt, ist darin beschrieben, wie eine Kita arbeitet. Es geht um einen Wegweiser, der im Kita-Alltag in die Praxis umgesetzt wird.
Neben unserem Reggio-basierten Konzept, nach welchem wir in allen Kitas arbeiten, haben wir bei Kita Käptn Kaninchen in einigen Standorten zudem das offene- bzw. teiloffene Konzept vertreten. Für die Eltern ist das pädagogische Konzept einer Kita von großer Relevanz, wenn es um die Wahl der richtigen Kita geht.
Doch auch Pädagogen müssen sich mit dem Kitakonzept, nach dem sie arbeiten, gewissermaßen zuhause fühlen, um aus theoretischen Grundlagen praxisorientierte Pädagogik machen zu können.
Im folgenden Beitrag stellen wir das offene- bzw. teiloffene Konzept vor. Dabei beleuchten wir die Vor- und Nachteile für die Arbeit in der Kita. Egal, ob Sie das passende Konzept für Ihr Kind suchen, oder ob Sie als Pädagoge nach einer Kita suchen, in der nach dem offenen- oder teiloffenen Konzept gearbeitet wird - wir hoffen Ihnen mit den folgenden Inhalten weiterhelfen zu können.
Bevor das offene- und teiloffene Konzept erklärt und gegenübergestellt werden, wird zunächst das geschlossene Konzept betrachtet. Es gilt als das gängigste Konzept und fand bereits seit den Anfängen der institutionellen Kinderbetreuung Zuspruch.
Das geschlossene Kitakonzept bedeutet, dass Kinder in festen Gruppen betreut werden. Mit Beginn der Eingewöhnung - egal ob in den Krippen- oder den Elementarbereich – wird jedem Kind eine feste Gruppe zugeteilt. Dabei ist der Kontakt zu den anderen Gruppen nicht ausgeschlossen – im Gegenteil: Die Kinder kennen einander meist durch Kontakte in der Garderobe, auf dem Außengelände oder durch Früh- und Spätdienste. Ihren Hauptalltag jedoch verbringen sie in ihrem Gruppenraum mit festen Bezugserziehern. Meist beginnt der Tag mit einem gemeinsamen Morgenkreis, anschließend beschäftigen sich die Kinder im freien Spiel in ihrem Gruppenraum oder nehmen an vorbereiteten Angeboten teil.
Der Gruppenraum ist meist wie in einem Kinderzimmer Zuhause in verschiedene Bereiche unterteilt. So gibt es beispielsweise eine Mal-Ecke, eine Bau-Ecke oder eine Ruhe-Ecke zum Kuscheln und Lesen.
Das teiloffene Kitakonzept lässt sich als Mischform des geschlossenen und offenen Konzepts beschreiben. Die festen Gruppen, aufgeteilt in Gruppenräume, im Kindergarten bleiben bestehen. Es gibt meist einen gemeinsamen Start in den Tag durch einen Morgenkreis oder eine Begrüßung. Nach dem Ankommen in der eigenen Gruppe werden die Funktionsräume der Kita geöffnet und die Kinder sind frei in ihrer Wahl, wo sie gerade spielen möchten. Je nach Interesse verteilen sich die Kinder in den Bau-Raum, das Atelier, den Ruhe-Raum oder andere Bereiche und gestalten ihren Kita-Alltag selbstbestimmt. Auch hier ist Raum zum freien Spiel und zur Erkundung, sowie die Möglichkeit Angebote wahrzunehmen - wie beispielsweise gemeinsames Werken im Atelier. Zum Ende des Tages finden die Kinder sich jedoch wieder in ihren festen Gruppen in ihren Gruppenräumen zusammen, wo sie den Kita-Tag ausklingen lassen.
Im offenen Kitakonzept gibt es keine festen Gruppen. Vom Bringen bis zum Abholen bewegen sich die Kinder frei in Funktionsräumen und gestalten ihren Kita-Tag selbstbestimmt. Alle Pädagogen sind für alle Kinder zuständig. Die Kinder sind Teil einer großen Gruppe. Die Trennung nach Alter, die im geschlossenen Konzept durch die Unterteilung in Krippe und Elementar gegeben ist, gibt es beim offenen Konzept nicht. Alle Kinder werden unabhängig von ihrem Alter gemeinsam betreut.
Das offene Konzept bietet mehrere Vorteile. Allem voran den starken partizipativen Gedanken, da die Kinder ihre Entscheidungen weitgehend selbst treffen können. Selbstverständlich ist dies im geschlossenen Konzept ebenfalls möglich, doch die vielschichtigen Handlungsoptionen sind weiter gefasst. Ein Beispiel: In einer geschlossenen Gruppe kann sich ein Kind zwar frei entscheiden, welches kreative Kunstwerk es gestalten möchte, doch räumliche Gegebenheiten setzen gewisse Grenzen. Gibt es im geschlossen Konzept eine Mal-Ecke mit Mal-Tisch und das kreative Gut des Kindes kann auf ein Papier gebracht werden, so kann es sich im offenen Konzept beispielsweise an einer ganzen Wand künstlerisch ausleben.
Im offenen Konzept kennen sich alle Kinder untereinander. So gibt es viele Möglichkeiten weitere Freundschaften zu knüpfen. Alle Pädagogen sind für alle Kinder zuständig, sodass jedes Kind die Möglichkeit hat völlig frei zu wählen für welches Bedürfnis es welchen Pädagogen um Rat fragt. Die Kinder sind in allen Altersgruppen zusammen. So lernen die älteren Kinder auf die jüngeren zu achten. Für Kinder, die jüngere Geschwisterkinder erwarten ist dies eine gute Grundlage zum Üben von Rücksichtnahme im sozialen Miteinander.
Das eigene Selbstwertgefühl wird gesteigert, da die Kinder selbst definieren, was sie möchten oder sich zutrauen. Sie werden durch eigene Entscheidungen, die sie im Alltag treffen zu eigenständigen Individuen.
Das offene Konzept erfüllt die Kernelemente, um die es beim inklusiven Handeln geht: Gemeinschaftlichkeit und ein Raum, in dem sich jeder frei entfalten kann. Das Miteinander- und auch Voneinander lernen.
Es gibt durch die vielen verschiedenen Räume eine Vielfalt an Explorationsmöglichkeiten für jedes Kind. So kann jeder seine eigene Umwelt entdecken und spielerisch lernen.
Das Besondere am teiloffenen Konzept ist, dass es eine Mischung beider Varianten gibt. Die feste Struktur bzw. den Rahmen zum Tagesbeginn im Gruppenraum und anschließend die Öffnung der verschiedenen Funktionsräume. Während der Eingewöhnungszeit haben die Kinder so die Möglichkeit die Kinder ihrer Gruppe kennenzulernen und im Tagesverlauf auch andere Kinder der Kita zu treffen. Für einige Eltern kann die feste Gruppenstruktur Sicherheit geben, da Ihnen die Kontaktknüpfung mit anderen Eltern leichter fällt.
Trotz der festen Gruppenstruktur haben die Kinder die Möglichkeit über ihre Gruppe hinaus Kontakte zu knüpfen und selbstständig Erfahrungen zu machen. Dabei sind die Auswahlmöglichkeiten sehr vielfältig und viele pädagogische Fachkräfte begleiten sie dabei durch den Tag. Der Vorteil ist, dass das Kind alle Pädagogen kennt und so auch bei Dienstplanverschiebungen durch beispielsweise Krankheit, die Kollegen kennt, die vertretungsweise in einer anderen Gruppe aushelfen. So kann ein großes Miteinander entstehen und trotzdem bleibt der kleine Gruppenrahmen erhalten. Für viele Kinder ist solch ein kleinerer Gruppenrahmen sehr wichtig, da durch zu viele Umgebungsreize Überforderung entstehen kann. Sie benötigen explizit Strukturen und Grenzen, um selbstwirksam zu sein. Gerade im inklusiven Kontext gibt es hochsensible Kinder, die unter lauteren Lärmbedingungen und durch vermehrten Trubel unsicher werden. Hier kann die feste Gruppe helfen, um am Morgen in Ruhe anzukommen und sich zu orientieren.
Bei der Wahl nach einem Konzept steht nur eines im Mittelpunkt: Ihr Kind. Sie als Eltern kennen Ihr Kind und dessen individuelle Bedürfnisse am besten. Stellen Sie sich konkrete Fragen, wenn Sie die Entscheidung zu fällen versuchen, wie beispielweise:
Sprechen Sie gerne jederzeit mit der Kitaleitung Ihrer Einrichtung, wenn Sie Fragen haben oder unsicher sind. Auch der Austausch mit anderen Eltern kann hilfreich sein. Möglicherweise kennen Sie Eltern in Ihrem Umfeld, deren ältere Kinder bereits eines der Gruppenkonzepte erlebt haben. Sie können wertvolle Anregungen und Tipps für Sie bereithalten.
Wenn Sie merken, dass Ihr Kind sich in einer Gruppe nicht wohlfühlt oder das Konzept nicht passend ist, sprechen Sie mit ihrer Kitaleitung. Gemeinsam lässt sich eine Lösung finden.
Und vor allem: Geben Sie Ihrem Kind Zeit. Zeit, um anzukommen und Erfahrungen zu machen. Die Eingewöhnung ist aufregend genug, egal für welches Kitakonzept Sie sich entscheiden. Erstmal ist alles neu. Es braucht Zeit, um anzukommen.
Ebenso wie die Wahl nach der richtigen Kita ist auch die Entscheidung nach dem richtigen Konzept nicht leicht. Versuchen Sie, sich Ihr Kind in beiden Konzepten vorzustellen und überlegen Sie, was am besten zu Ihrem Kind passt – Sie kennen es am besten.
Erziehungs-und Bildungspartnerschaft bedeutet: Sprechen Sie mit den Pädagogen oder der Kitaleitung vor Ort, wenn Sie unsicher sind oder Fragen haben. Auch der Austausch mit anderen Eltern kann hilfreich sein.
Das Wichtigste ist: Sie und vor allem Ihr Kind soll sich, wenn es seine Kita besucht, wohl fühlen.