Während der Kita-Zeit durchleben Kinder viele verschiedene Entwicklungsstufen und Entwicklungsbereiche. Dabei die sozial- emotionale Entwicklung, in der die Kinder ein Emotionsverständnis entwickeln, eine der wichtigsten Phasen. Hier werden in jungen Jahren Grundbausteine gesetzt, die für das ganze Leben von Relevanz sind.
In diesem Beitrag wird das Thema rund der emotionalen Entwicklung bei Kleinkindern beleuchtet. Was bedeutet sozial- emotional überhaupt? Es werden verschiedene Phasen der emotionalen Kindesentwicklung vorgestellt. Dabei werden Eltern und Kitas als wichtige Impulsgeber und Begleiter in jeglichen Phasen betrachtet. Wie geht man mit den neuen Herausforderungen um? Wie kann man sein Kind bestmöglich begleiten, wenn es seine eigene Gefühlswelt und die anderer kennenlernt?
Die sozial- emotionale Entwicklung beschäftigt sich mit Gefühlen und Emotionen, deren Umgang Kinder in ihren ersten Lebensjahren lernen. Das Erkennen der eigenen Gefühlswelt, das Sprechen über Gefühle und auch das Wahrnehmen von Gefühlen anderer Personen.
Es kann für Kinder sehr überfordernd sein, auf einmal mit Gefühlen und Emotionen konfrontiert zu sein und damit einen Umgang zu finden. Gefühle zu erkennen, sie einzuordnen oder Emotionen zu regulieren stellt sich als Prozess dar, der erst noch erlernt werden muss. Hier ist die Begleitung von Erwachsenen Bezugspersonen ein wichtiger Indikator, um Kleinkinder im Erkennen und im Probieren mit unterschiedlichen Gefühlen zu unterstützen.
Die Kita-Zeit stellt einen wichtigen Meilenstein dar, denn die sozialen Fertigkeiten, die ein Kind in den ersten Jahren erwirbt, sind Grundlage für sämtliche weiteren soziale Prozessen, die sich über das gesamte Leben erstrecken. Dazu gehören beispielsweise Handlungsstrategien zum Umgang mit Frust oder Enttäuschungen, aber auch die Herausbildung eines Empathieverhaltens.
Die sozial-emotionale Entwicklung ist ein lebenslanger Prozess, und der Umgang mit Gefühlen kann selbst im Erwachsenenalter immer wieder herausfordernd sein. Im Zeitraum ab der Geburt bis zum Eintritt in die Grundschule lassen sich verschiedene Stufen dieser Entwicklung beschreiben, die wir nachfolgend vorstellen.
Emotionen, die sich während des ersten Lebensjahrs bemerkbar machen sind Freude, Ärger, Trauer oder auch Angst. Zu einer Eigenregulation dieser Gefühle ist das Kind jedoch noch nicht in der Lage. Es passiert noch viel durch Beobachten und durch Nachahmen. So beginnen Babys um den dritten Lebensmonat herum mit dem sogenannten sozialen Lächeln. Mimik und Gestiken werden aufgegriffen, ohne, dass sie kognitiv verstanden werden.
Ebenfalls zur ersten Phase gehört das sogenannte fremdeln. Dabei handelt es sich um die Zurückhaltung oder Angst von Babys gegenüber unbekannten Personen, was ein wichtiger Schritt in der Entwicklung sozialer Bindungen ist. Je weiter fortgeschritten das erste Jahr ist, desto mehr lassen sich Kontaktversuche mit anderen beobachten.
Zum Ende des ersten Lebensjahres versteht das Kind mehr und mehr die Gründe für die Emotionen anderer und legt die Grundbausteine für sein individuelles Emotionsverständnis. Nach Ericson bauen Kinder in dieser Phase ihr Urvertrauen auf. Sicher gebundene Kinder beginnen sich selbst regulieren zu können.
Die Gefühlswelt des Kleinkindes wird immer reicher! Das Kind möchte zunehmend eigenständiger werden und sich ausprobieren. So werden tagtäglich neue Sinneserfahrungen und Eindrücke der Lebensumwelt gesammelt. Eigenständig sein bedeutet jedoch auch, dass Dinge nicht so funktionieren, wie gewünscht. Kinder reagieren während dieser Phase emotional und unter Tränen. Dies ist für das Kind sehr frustrierend und gleichzeitig einer der wichtigsten Meilensteine in der Persönlichkeitsentwicklung. Die individuelle Frustrationstoleranz wird herausgebildet.
Gegen Ende des zweiten Lebensjahres zeigen sich nach und nach neue Empfindungen, die zu denen des ersten Jahres hinzukommen. Gefühle wie Scham, Schuld, Neid kommen hinzu. Das Kind beginnt zudem damit, sich in andere hineinzuversetzen. Das Kind steht jedoch vor der Herausforderung, dass eigene und fremde Gefühle dabei noch nicht klar differenziert werden können.
Der Umgang mit Emotionen und deren Verständnis wächst und es wird ein Unterschied zwischen emotionalem Erlebnis und emotionalem Ausdruck sichtbar. Was bedeutet, dass das Kind trotz Freude einen traurigen Gesichtsausdruck ausdrücken kann, um damit bestimmte Reaktionen bei Erwachsenen hervorzurufen.
Im dritten Lebensjahr befindet sich das Kind in seiner ersten Trotzphase. In dieser Phase hat das Kind den Wunsch eigenständig zu sein und sich selbst und die eigenen Bedürfnisse ausdrücken. Gleichzeitig hat das Kind mit Enttäuschungen oder auch Frustmomenten zu tun, da es an Grenzen stößt oder auch innere Konflikte hat. Gefühlsausbrüche, die sich durch Weinen, Schreien oder Spielzeug werfen ausdrücken, sind in dieser Phase normal. Eltern werden von ihren Kindern herausgefordert, da Kinder emotionale Verhaltensweisen bewusster steuern können. Mehr zur Trotzphase lesen Sie in unserem Beitrag zur Trotz- und Autonomiephase.
Das Kind entwickelt neue Fähigkeiten. Es ist mehr und mehr in der Lage sich selbst zu regulieren und mit seinen eigenen Gefühlen umzugehen und Strategien zur Reflektion zu entwickeln. Es kann diese von den Gefühlen anderer abgrenzen und entwickelt ein Empathievermögen. Dies kann auch Kita Freundschaften verfestigen.
Das Kind gewinnt an emotionaler und sozialer Kompetenz. Das Kind kann nun auch komplexere Gefühle ausdrücken, und sein Umgang mit verschiedenen Emotionen, selbst negativen, entwickelt sich weiter. Kompromisse können eingegangen werden und das Hineinversetzen in andere Menschen ist erlernt bzw. das Kind kann nun empathisch auf Situationen reagieren.
Im vorangegangenen Abschnitt fiel vermehrt der Begriff der Selbstständigkeit. Wichtig ist jedoch zu betonen, dass das Kind in jeder Phase die Unterstützung und Begleitung von seinen Bezugspersonen benötigt. Es muss die Erfahrung machen, dass es die Freiheit hat selbstständig zu sein und sich zu erproben, gleichzeitig jedoch auch gesetzte Grenzen erkennen und wahren muss. Diese Grenzen sind von großer Bedeutung, da sie Orientierung bieten.
Innerhalb der Trotzphasen benötigt es ebenso Ihre Begleitung, sodass es einen sicheren Hafen hat und sich nach all der Wut auch fallen lassen und sich sicher und geborgen fühlen kann. Auch, wenn es schwer fallen kann selbst ruhig zu bleiben und sich zu entspannen, benötigt Ihr Kind Ihren Halt. Treten Sie mit ihm in Kontakt. Machtkämpfe oder Streitereien sind in solchen Phasen eher kontraproduktiv. Lenken Sie Ihr Kind ab oder suchen Sie gemeinsam nach Lösungen.
Ein wichtiger Indikator ist auch Ihr eigener Umgang mit Gefühlen. Ihr Kind schaut sich Verhaltensweisen an und sieht sie als Vorbild. Danach entwickeln sich Werte, nach denen Ihr Kleinkind im Alltag handelt und es bildet seine Denkweisen heraus. Der beste Tipp hierzu ist das Sprechen über Gefühle. Diese nicht im Verborgenen zu lassen und jedem Gefühl seine Berechtigung zuzuschreiben. Darüber zu sprechen stärkt zudem die Eigenwahrnehmung und erweitert das eigene Empathie Verhalten gegenüber Mitmenschen.
Eine gute Möglichkeit für den Umgang mit Emotionen können Rollenspiele sein, bei denen man sich auf spielerische Weise dem Thema Gefühle nähert und Gefühle ausdrückt. Auch Gesellschaftsspiele können wirksam sein. Sie vereinen ein Regelwerk, an welches man sich halten muss, gleichzeitig bleibt Raum für Kreativität und eigene Ideen (Strategien bei Spielzügen).
Aber auch Kinderbücher stellen eine gute Basis dar, da man durch sie entweder in das Thema einführen kann oder auch Situationen aufarbeiten oder reflektieren kann. Kinder können sich in die Gefühlswelt fiktiver Charaktere hineinversetzen und haben die Möglichkeit sich selbst oder ihre eigene Situation wiederzuentdecken. So können sie sich mit der Geschichte oder den Umständen, die das Buch thematisiert identifizieren. Tipp: Auf unserem Kita Käptn Kaninchen Instagram Kanal stellen wir regelmäßig Kinderbücher zu unterschiedlichen Themen vor, die sich sowohl für den Kita-Alltag, als auch für Zuhause eignen. Verlinken: Instaseite
Über Gefühle zu reden und mit ihnen umzugehen ist ein essenzieller Bestandteil der sozial- emotionalen Entwicklung von Kindern. Wichtig ist dabei, sich selbst zu spüren und sich wahrzunehmen. Das emotionale Wohlbefinden von Kindern zu unterstützen ist dabei Aufgabe von Bezugspersonen.
Denken Sie, wenn Sie Ihr Kind in seiner sozial- emotionalen Reise begleiten und unterstützen möchten, sinnbildlich an die verschiedenen Sinne:
Neben den Eltern, die stets in erster Instanz als Experten für ihre Kinder gelten, tragen auch Pädagogen aus den Kitas zur sozial- emotionalen Entwicklung eines Kindes bei. Tagtäglich sehen diese das jeweilige Kind, haben den persönlichen Kontakt und können durch Beobachtungen und Dokumentationen verschiedenster Entwicklungsschritte schauen, wo ein Kind noch Lernfelder hat und besonderer Unterstützung bedarf.
Einen ebenso großen Anteil hat die Gemeinschaft der Kinder untereinander. Ohne, dass man es von außen steuern muss, befinden sich die Kinder innerhalb ihrer Gruppe alle in sozialen Prozessen, da sie als Gruppe zusammenwachsen. Die Kinder lernen aufeinander Rücksicht zu nehmen, Spielzeug zu teilen und entwickeln ein Gruppengefühl. Bereits ab der Krippenzeit steht so eines fest: Der Alltag ist geprägt von verschiedensten Gefühlen und Emotionen, die die Kinder bei sich selbst oder auch bei den anderen Kindern entdecken. So lernen sie in der Kita einen Umgang damit und werden dabei von den Pädagogen begleitet. Die im Abschnitt der verschiedenen Phasen beschriebenen Grenzen sind für den Kita-Alltag ebenso von Bedeutung. Sie geben den Kindern einen Rahmen, durch welchen diese sich orientieren können. Gleichzeitig brauchen die Kinder Freiräume, um ihre eigenen Erfahrungen machen zu können.
Wichtig ist hier, wie bei vielen Themen, die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Pädagogen und Eltern. Regelmäßiger Austausch und Updates zum Tag sind der Grundbaustein, damit beide Seiten die bestmögliche Stütze während des emotionalen Lernens für das Kind sein können.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Seien Sie für Ihr Kind da. Wahren Sie auch seine Grenzen und schaffen Freiräume, doch seien Sie gleichzeitig der sichere Hafen. Die sozial- emotionale Entwicklung besteht in erster Linie aus dem Umgang mit Gefühlen und Emotionen und stellt einen Prozess dar. Zeit geben und auch nehmen sind daher wichtige Faktoren. Sprechen Sie in regelmäßigen Abständen mit den Pädagogen, die ihr Kind in der Kita betreuen und tauschen sich aus. Auch der Austausch mit anderen Eltern, kann hilfreich sein und Mut machen, wenn schwierige Phasen den Alltag dominieren.
Denken Sie daran, auch wenn Sie sich während einer Trotzreaktion von Ihrem Kind abgewiesen fühlen, braucht es gerade in diesen Momenten, wenn seine Gefühle im Chaos sind und es diese noch nicht selbst einordnen kann, Ihre Unterstützung am meisten.